Geschichte des Yoga
„Yoga ist die Stilllegung der Bewegung des Geistes durch Übung und Praxis.“
Patanjali
Das Wort YOGA ist abgeleitet von der Wurzel yui und ist etymologisch verwandt mit dem deutschen Wort JOCH. Es entstammt der Sprache der Viehzüchter, die ihre Zugtiere „anjochen“ oder „einspannen“ um sie zu kontrollieren. Diese Bedeutung hat sich auf den Körper und die Sinnesorgane, die gleich Zugtieren „angejocht“ und „eingespannt“ werden, übertragen. YOGA ist keine Religion sondern eine Praxis.
HATHA YOGA führt zur Vereinigung von Körper, Geist und Seele und Aufhebung der Dualität von HA (Sonnenkraft) und THA (Mondkraft) und erweckt schlussendlich die Kundalini, die verborgene Schlangenkraft die im Wurzelchakra schlummert.
HATHA YOGA ist eine vollständige Wissenschaft vom Leben und eines der ältesten Systeme zur Persönlichkeitsentwicklung, das vor tausenden von Jahren seinen Ursprung in Indien hat. Die alten Yogis besassen ein tiefes Verständnis der menschlichen Natur und wussten genau was der Mensch braucht, um mit sich und der Umwelt in friedvollem Einklang zu sein.
HATHA YOGA gehört dem grossartigen Erbe der Menschheit an und hat die vergangenen Jahrtausende unbeschadete überdauert um dem heutigen Menschen ein Wegweiser zur inneren Erfüllung zu sein.
Der indische Weise Patanjali (vemutliche um 200 v. Ch.) beschreibt in der YOGA-SUTRA den eigentlichen Yogaweg. Nicht um Entspannungs- und Ertüchtigungsübungen geht es hier, vielmehr um das seit Urzeiten praktizierte System zur Beherrschung des Geistes und zur schrittweisen Annäherung an geistige Wachheit und optimale Selbst- und Lebensmeisterung.
In der Geschichte der Verbreitung des Yoga hat die Schweiz respektvolle Pionierleistungen und faszinierende Persönlichkeiten aufzuweisen. Carl Gustav Jung (1875-1961), der Begründer der Tiefenpsychologie hat sich in seiner Deutung östlicher Texte speziell mit Hatha Yoga beschäftigt und Seminare abgehalten, so z. B. ein Kundalini-Seminar im Jahr 1932 oder ein Seminar über Tantra-Yoga und Buddhismus 1938/39. Jung hat nach eigenen Angaben bereits während seiner heftigen Krise mit dem Unbewussten, vor allem 1914, Yoga geübt. Jung betont, dass er die Errungenschaft das Yoga „für etwas vom Grössten“ hält „was der menschliche Geist je geschaffen hat“. C.G. Jungs tiefepsychologische Würdigung des Yoga kann also für die Verbreitung von dessen Gedankengut kaum hoch genug geschätzt werde.
Auch der berühmte Lebensreformer Dr. Max Bircher-Brenner (1867-1939) , der Pionier der Vollwertkost und Erfinder des „Birchermuesli“ war es gelungen, trotz seiner Ächtung durch die Ärztezunft ein Naturheilsanatorium am Zürichberg aufzubauen, wo er mir Hilfe seiner Ernährungsreform, angereichert durch Luft- und Sonnenbäder, grosse Erfolge erziehlte. In seiner 1924 gegründeten Zeitschrift „Der Wendepunkt im Leben und Leiden“ stellt er die „Gandhi“-Biographie Romain Rolland`s begeistert vor und referiert 1931 über Yoga aus dessen „Vivakananda“-Buch. Thomas Mann, einer der vielen prominenten Kurgäste bezeichnete das Sanatorium als „hygienisches Zuchthaus“. Birchers Sohn Willy Bircher blieb es vorbehalten das „erste schweizerische Yoga Lehrbuch“ zu verfassen. Es trug den Titel „Bedeutung und Pflege des Atems auf Grund östlicher Lehren“.
Einer der wohl faszinierendsten Schweizer Lebensreformer war der im bernischen Lyss geborene Werner Zimmermann (1893-1982). Als „Berner in langer Ahnenreihe“ hielt er auf berndeutsch Radiovorträge in den Studios Basel, Zürich und Bern, leitete Skiwochen und Bergtouren. Mit seinen Büchern „Wir turnen“, erstmals 1940 erschienen und später „Befreites Turnen“, sowie „Kräfte des Atmens“, wurden seine Bezüge zum Yoga immer expliziter. Werner Zimmermann hat in den fünfziger Jahren auf dem Naturistengelände von Thielle im Kanton Neuenburg Yogakurse geleitet und dazu geschrieben: „Seit 1948 erteilt in Zürich und anderen Schweizer Städten ein Yogi aus Indien Unterricht. Er hat ein reich bebildertes, ausgezeichnetes Lehrbuch veröffentlicht: Seva Raja Yesudian, Sport und Yoga.“
Die Ankunft von Selvarajan Yesudian und Elisabeth Haich in der Schweiz im November 1948 wird als „Meilenstein“ in der Geschichte des schweizerischen Yoga bezeichnet.
Dass die Lebensreformer nicht leere Traumtänze aufführten, zeigt ihre spektakuläre Renaissance in der Hippie- und Alternativkultur, denn im Jahre 1974 hatte ich als 17-jährige Schülerin der Oberstufe in Root meine erste Begegnung mit Yoga. Unser damaliger Aushilfslehrer trug Sandalen, die mit Hilfe von kleinen Schlaufen die grossen Zehen umschlossen und für mich eine Wende meines gesamten Weltbildes bewirkten. Es gab auf einem Schlag noch etwas „anderes“. Ich war total fasziniert von dieser kunstvollen Fussbekleidung und auch von dessen flippigen Träger. Meine Eltern nannten die Schuhe des Aushilflehrers Heilandsandalen.
Dieser junge Aushilflehrer hat mich als ganzes Wesen wahrgenommen und mir den Tipp gegeben mich für die Aufnahmeprüfung der Kunstgewerebschule Luzern anzumelden. Was ich auch tat. So durfte ich von 1974-1979 vielen Künstlern und Menschen begegnen, die damals ohne pädagogischen Hintergrund an einer Staatlichen Schule unterrichten. Mit ihrem aus heutigen Sicht eher gewohnheitsbedürftigen Unterrichtsstil wurde uns Kunststudenten ein Wissen, das weit über das Schulsystem hinausreichte, vermittelt. Das Dozenten- und Lehrerteam bestand aus mehr oder weiniger autoditakten Künstlern und war mit all ihren Fassetten und Konditionen für uns Studierende spür- und „ergreiffbar“. Nach dem Schulunterricht wurde im Restaurant „Barbatti“ oder im „Fritschy“, den damals bekanntesten „Spelunkenbeizen“ weiterdiskutiert, heftig und viel geraucht, getrunken, gestritten, geküsst, getanzt und geliebt. Das war für mich eine unvergesslich befreiend, stürmische Lebensphase. Unter solchen Anstellungsmöglichkeiten, inklusiv nächtlich durchzechtem Stundenplan, als Dozent an einer Staatlichen Schule zu unterrichten ist heute unvorstellbar.
Meinen innigsten herzlichen Dank geht auch an Reto H. Zbinden, dem Gründer des Schweizer Yogaverbandes und Leiter der Yoga University Villeret. Dank seinem Herzblut kam ich während meiner Studiums an der Yoga University von 2004 bis 2009 mit weiteren aussergewöndlichen Menschen aus der ganzern Welt in Kontakt und so in den Genuss der allumfassenden zugrundliegenden Philosophie des Buddhismus: Dem Mitgefühl. Als ich an der Yoga University mit meinem Yogastudium begonnen habe war ich 48 Jahre alt- reif genug um endlich in aller Ruhe ganz tief in altes Wissen aus alten Schriften einzutauchen. Es ergaben sich auch da einige Nächte mit sehr wenig Schlaf!
Die heilvollen wunderbaren Begegnungen mit Yogalehrern und -lehrerinnen aus allen Kontinenten unterstützten mich auf unbeschreibliche Weise und ermöglichten mir mit viel Sicherhiet einen ganz eigenen Yogaweg zu finden. Retos vorbildhafte Art und Weise mit Menschen zusammen zu sein begleitet mich täglich. Im Rahmen seines Ausbildungskonzeptes zur Yogalehrerin habe ich haupsächlich die mitfühlende Menschlichkeit als Öffnung zu einer grossen Nähe zu mir selbst erfahren. Dieses wichtige Element führt mich auch heute noch während meiner eigenen Yogapraxis -von Moment zu Moment – Dank einer differenzierten Wahrnehmung meiner eigenen Gefühlswelt und Gedankentätigkeit direkt in mein Innerstes.
Das ist die Wurzel. Sie hält mich und motiviert mich HATHA YOGA zu unterrichten. Was ich meinen Schülern weitergebe ist diese heilvolle Art DAZUSEIN.
Bei der Yogapraxis steht nicht die Leistung im Vordergrund sondern der Versuch eine nicht bewertende, zulassende Haltung -ohne Schatten einer Ablehnung- als erstes einmal sich selber gegenüber einzunehmen. Diese in sämtlichen Yogaübungen immer wieder geprobte und geförderte Haltung, der nicht bewertenden inneren Achtsamkeit, führt den Yogaübenden schlussendlich schrittweise zu einer insgesamt stärkeren SELBSTannahme, indem er sich nicht nur differenziert wahrnimmt, sondern auch alle negativ beurteilende Gedanken, Gefühle oder Verhaltenweisen – als zu sich SELBST gehörig anerkennt.
Yoga ist kein Glaube- Yoga ist eine bodenständige Praxis und führt zur Selbsterkenntnis: SOHAM „ich bin er“ die Erfahrung der EINHEIT allen SEINS. Alles besteht aus demselben göttlichen Stoff.
„Solange wir von unserem ICH und MEIN in Anspruch genommen sind werden wir unsicher bleiben….kultivieren wir die Gottergebung und -verehrung so wird die Beschäftigung mit dem ICH ersetzt durch das Gefühl einer Verbundenheit, die das ganze Weitall aufrechthält. Ein Gefühl der Verehrung und Ergebung macht uns offen für die Erfahrung unterstützt und ernährt zu werden. Wir lernen auch, dass wir die Fähigkeit besitzen, Instrumente des höheren Bewusstseins zu werden, zu dienen und zu geben, wie wir es vermögen, um anderen bei ihrem Erwachen zu helfen.“
Swami Ajaya, Yoga Psychologie/Seite 73: Honesdale, Pennsylvania, USA:Himalayan International Institute
OM OM OM
Wenn ein Wort durch den ständigen Gebrauch durch Jahrtausende hindurch dynamisiert und geheiligt und zu einem Energiezentrum werden kann, dann gilt das vom OM, dessen Wiederholung zudem wie der des Namen Gottes die Konzentration und Kontemplation spürbar fördert.
Das OM ist Schwingung und Information und steht am Anfang. „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“, beginnt das Johannes-Evangelium. „Am Anfang war Brahman, bei dem das Wort war; und das Wort was wahrhaftig das höchste Brahman.“ Vers aus der Rigveda.
Die Silbe OM ist nicht zu sprechen, sondern zu summen, was man mit „HOMMM…“ buchstäblich anzudeuten sucht. Aber auch das Summen kann ungenau ausgeführt werden, da es nur einen Ton gibt, der im Schädel volle Resonanz findet. Für einen Erwachsenen liegt er in der Nähe des D der Violinensaite. Man findet ihn durch vorsichtige Summ-Versuche unter genauster Beobachtung der Resonanz im Schädel, die man bei geschlossenem Mund z. B. am Nasenbein fühlt bzw. besonders am Rachendach empfindet.
Textquelle: Yoga Journal Nr. 27 / S. 47-52: Die Anfänge des Yoga in der Schweiz von Reinhard Palm und Yoga Journal Nr. 14 / S. 44: Yoga als Veränderung von Gewohnheiten von Carsten Unger, Diplompsychologe und Yogalehrer
Selbst-Erkenntnis durch Yoga-Praxis Patanjali und die Yoga-Sutra von K.O.Schmid Drei-Eichen-Verlag